Intrigieren

„Intrigieren“ hört sich erst einmal an, wie aus einem Krimi.

Wahrscheinlich erscheint dir auch die Vorstellung, dass dich jemand zu „seiner Marionette“ macht, völlig absurd.

Tatsächlich handelt es sich dabei jedoch um eine Manipulationstechnik, die häufig von sehr narzisstischen Menschen angewendet wird.

Es ist sogar gut möglich, dass die Person, die sich dieser Technik bedient, eine antisoziale Persönlichkeitsstörung aufweist.

Doch das tut nichts zur Sache.

Diagnosen im Bereich der Cluster B Persönlichkeitsstörungen sind ohnehin sehr problematisch und meist nicht möglich. Betroffene kommen nur sehr selten freiwillig mit Therapeut*innen in Kontakt. Und falls eine Therapie zustande kommt, dann läuft es oft darauf hinaus, dass Betroffene versuchen, die Fachperson zu manipulieren.

Mir geht es ausschließlich darum, dass du die Technik des „Intrigierens“ verstehen und erkennen lernst, um dich in Zukunft erfolgreich dagegen schützen zu können.

Diese Technik setzt ein hohes Maß an Groll, Durchtriebenheit und Rachsucht voraus. Denn sie muss von langer Hand geplant oder zumindest über einen längeren Zeitraum hinweg durchgeführt werden.

Wenn ein Mensch intrigiert, dann handelt er also nicht impulsiv und aus dem Affekt heraus. Er lockt seine Opfer über längere Zeit in voller Absicht in die Falle – angetrieben von seiner Wut oder seinem Sadismus und mit dem bewussten Ziel, ihnen Schaden zuzufügen.

Anmerkung: Bei Intrigen können auch sogenannte „Flying Monkeys“ zum Einsatz kommen. Das müssen sie aber nicht zwingend, denn der emotionale Erpresser kann seine Opfer auch einfach gegeneinander ausspielen, ohne dafür Flying Monkeys zu „rekrutieren“.

Wie intrigiert jemand?

Wie läuft so eine Intrige konkret ab?

Ich selber war auch schon in eine Intrige verwickelt. Eigentlich sogar mehr als ein Mal.

Doch eine Situation hat sich bei mir besonders eingebrannt…

Sie fand vor über 10 Jahren statt und handelt von einem narzisstischen Menschen – nennen wir ihn Johannes – mit dem ich mehr als 10 Jahre befreundet war.

Man mag es fast nicht glauben, aber tatsächlich war diese Intrige der Startschuss für unsere Freundschaft. Zuvor hatten wir uns zwar flüchtig gekannt, uns aber nie direkt zu zweit getroffen, sondern immer nur über gemeinsame Freunde.

1 Narzisst und 5 Freunde

Das bringt mich auch direkt zu meiner Geschichte.

Die Intrige drehte sich nämlich um einen dieser gemeinsamen „Freunde“ – nennen wir ihn Heinz. Ich schreibe das Wort „Freunde“ in Gänsefüßen, weil Johannes unsere gemeinsamen Leute eigentlich gar nicht mochte, wie sich später herausstellte. Er gab sich nur mit ihnen ab, weil sein eigentlicher Freund mit ihnen zu tun hatte.

Insbesondere regte er sich über das Verhalten von Heinz auf…

Vorbereitungen für die Intrige

Johannes schrieb mich eines Tages auf Facebook an. Mittlerweile kannten wir uns zwar oberflächlich schon ein wenig, aber das Thema, das er ansprach, war sehr persönlich.

Er lenkte er das Gespräch relativ schnell auf Heinz und fragte mich, was ich von ihm hielt.

Was ich nicht wusste, war, dass dies ein erster vorsichtiger Test war, um herauszufinden, ob ich brauchbares „Intrigenmaterial“ und damit für sein Vorhaben nützlich war.

Ich fragte ihn sicherheitshalber zurück: „Wieso meinst du?“

Meine neurale Gegenfrage gefiel ihm nicht und so warf er einige Dinge ein, um mich auf negative Verhaltensweisen und Schwächen von Heinz hinzuweisen.

Er meinte zu mir, der wäre richtig „assozial“ und beschrieb ihn zudem als „sozialdumm“.

Als Beispiel schilderte er eine Situation, in der Heinz ihm seinen Burger bezahlen wollte, es dann aber doch nicht gemacht hatte. Das wäre richtig daneben gewesen von ihm.

Außerdem würde er sich immer so dominant verhalten und hätte ihm – einem Fachmann auf dem Gebiet – die richtige Schlagtechnik im Tennis erklären wollen.

Er wollte deshalb meine Meinung zu Heinz hören.

Doch auch jetzt beschrieb ich Heinz’ Persönlichkeit überaus vorsichtig, ohne sein Verhalten zu bewerten.

Die Befragung

Was ich ebenfalls nicht wusste, war, dass Johannes mir soeben eine narzisstische Kränkung seinerseits offenbart hatte. Er hegte offenbar einen Groll gegen Heinz, weil er ihm seinen Burger nicht bezahlt und sich vor ihm „aufgespielt“ hatte. Nun wollte er sich bei ihm dafür rächen.

Johannes fragte mich und die vier anderen gemeinsamen Freunde in Einzelgesprächen aus. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass diese Befragungen Teil einer Intrige waren. Ja, ich wusste noch nicht einmal, dass es sich bei unserem Gespräch um eine Befragung handelte.

Alle Einzelbefragungen liefen auf ein ganz bestimmtes Ziel hinaus. Rückblickend muss ich mir selbst eingestehen, dass das einem regelrechten Spionageakt gleichkam.

Denn sind wir einmal ehrlich: Wer macht so etwas?

Wie durchtrieben, selbstgerecht und skrupellos muss man sein, um Freunde auszufragen und zu gewissen Aussagen zu drängen – und dann noch aus so einem absurden Grund?

Aber dieses gezielte, suggestive Ausfragen war nur der erste Schritt der Intrige, denn die Geschichte ging noch weiter…

Die Intrige: Die Falle schnappt zu

Offenbar war ich der letzte „Zeuge“, mit dem Johannes gegen Heinz ins Gericht ziehen wollte. Denn noch am Abend desselben Tages, an dem Johannes mich auf Facebook angeschrieben und danach zu sich zu einem Gespräch eingeladen hatte, erhielt ich einen Anruf von Heinz.

Sein erster Satz war:

„Hey, wieso schickt Johannes mir so einen Brief?“

Ich fragte ihn, was denn passiert sei. Daraufhin meinte er:

„Der schreibt mir Dinge wie ‚hüte dich‘ und dass ihr mich eigentlich gar nicht mögt, weil ich so dominant sei. Er erwähnt auch viele Details, die er nicht wissen dürfte. Ich frage mich, wer mit ihm gesprochen hat, denn von irgendjemandem muss er das ja wissen.“

Obschon ich mir bei meinen Aussagen nichts zuschulden kommen lassen habe, war mir plötzlich mulmig zumute.

Ich fühlte mich wie ein Betrüger, denn die Aussage, dass Johannes mit jemandem gesprochen haben muss, traf ja auf mich zu. Deshalb fühlte es sich so an, als hätte ich ein Geheimnis daraus gemacht.

Doch entscheidend ist die folgende Tatsache: Unsere Meinung von Heinz ging Johannes gar nichts an!

Johannes überschritt eine persönliche Grenze und drang mit dem hinterlistigen Trick der Suggestiv-Befragung klammheimlich in unsere Privatsphäre ein.

Um diese Last des Schuldgefühls möglichst schnell abzulegen, erklärte ich Heinz direkt, dass ich zuvor mit Johannes gesprochen hatte, ihm aber bei gewissen Aussagen nicht weiterhelfen könnte. Ich konnte ihm nur versichern, dass sie definitiv nicht von mir stammten.

Unangenehme Konsequenzen

Was passierte danach? – Heinz weinte die ganze Nacht durch, weil er zutiefst verletzt von Johannes’ Brief bzw. E-Mail war.

Johannes betonte mir gegenüber im Nachgang zwar, dass er das aus moralischen Gründen getan und „gute Absichten“ gehabt hätte.

Doch auf seinem Facebookprofil erschien der Post „In Your Face, Bitch!“, den er interessanterweise kurze Zeit später wieder vom Netz nahm.

Ich rationalisierte den Post in meiner damaligen Naivität allerdings gekonnt weg, weil er sich ja auch auf etwas anderes beziehen konnte.

In Realität war der Fall klar und Johannes offensichtlich ganz schön unreflektiert dafür, dass er sich ständig für ungefilterte Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit und Authentizität aussprach.

Die anderen vier Freunde stritten Heinz gegenüber alles ab, was in Johannes’ E-Mail stand.

Seine Intrige war einerseits erfolgreich, da er Heinz emotional verletzen und sich bei ihm rächen konnte. Dieses Ziel hatte er eindeutig erreicht.

Doch andererseits war sie auch fehlgeschlagen, denn nun stand er als Lügner da.

Aus meiner Sicht war das Karma. Denn zwar hatte er die Wahrheit gesagt, doch seine Beweggründe waren nicht, wie von ihm behauptet, ethischer Natur, sondern entstammten einem inneren Groll. Außerdem hat er uns auf perfide Weise hintergangen und gegeneinander ausgespielt.

Der Beginn einer Freundschaft?

Jetzt fragst du dich vielleicht, wieso ich zu Beginn geschrieben habe, dass dies der Startschuss für meine über 10-jährige Freundschaft mit Johannes war.

Nun, ich sprach danach regelmäßig mit Heinz und Johannes. Beide hatten Argumente, die mich nach den Gesprächen immer wieder meine Meinung ändern ließen.

Meine eigentliche Meinung entsprach der von Heinz, nicht der von Johannes. Vor jedem Gespräch mit Johannes war ich überzeugt, dass Johannes’ Verhalten nicht gerechtfertigt war.

Doch argumentativ hatte ich keine Chance gegen Johannes und nach jedem Gespräch fragte ich mich, was hier gerade passiert war. Er schien irgendwie „Superkräfte“ zu haben.

Tatsächlich war das die Magie der Scheinargumente.

Das Problem war, dass Johannes rhetorisch dermaßen begabt war, dass er es schaffte, jede Diskussion zu „gewinnen“, weil mir die Argumente fehlten. Ich wusste immer irgendwie, dass ich richtig lag. Aber er schaffte es dennoch jedes Mal, meine Argumente (mit Scheinargumenten!) zu entkräften.

Das ist übrigens typisch für Narzissten. Sie sind wahre Meister im „Scheinargumentieren“.

Hinzu kam, dass Johannes mich häufig unterschwellig „dominierte“. Während der Diskussionen fuhr er z.B. mit mir im Auto durch die Stadt. Wenn er merkte, dass ich mich „ausklinken“ wollte, machte er beinahe eine Vollbremse.

Das war ein Instrument zur Einschüchterung und Kontrolle.

Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nichts von Narzissten und erst recht nicht, dass Johannes einer war.

Ich wusste nur, dass mir auf der anderen Seite diese ständige depressive Stimmung von Heinz nicht gut tat. Außerdem passten wir einfach nicht zusammen und ich war auch mit meiner Situation mit diesen vier Freunden nicht glücklich.

Es war also unter anderem eine Gefühlsentscheidung, die mich weg von Heinz und hin zu Johannes zog.

Johannes wirkte auf mich emotional ausgeglichen. Des Weiteren konnte er neben seiner Grobheit und Direktheit im sozialen Umgang auch sehr herzlich und großzügig sein. Das war vor allem dann der Fall, wenn man ihm zustimmte und keine aus seiner Sicht „dummen Aussagen“ machte.

So lud er mich beispielsweise häufig ein und führte sehr tiefgründige Gespräche mit mir.

Hauptsächlich spürte ich jedoch, dass dieser Mensch die Fähigkeit hatte, tief in mich hineinzusehen. Zudem sprach er die Dinge an und „ließ mich nicht vom Haken“, egal wie unangenehm etwas für mich war.

Genau das brauchte ich, denn ich wollte an mir selbst arbeiten und seelisch wachsen. Genau dafür sind Narzissten mit ihrer Art aus meiner Sicht häufig sehr hilfreich.

Doch schließlich endete unsere Freundschaft in einem „Ghosting“ seinerseits, das du hier nachlesen kannst.

Wieso intrigiert jemand?

Es gibt vor allem 4 Hauptgründe, weshalb jemand gegen dich „intrigiert“…

1. Als Vergeltung

Ich habe bereits erwähnt, dass bei Johannes eine narzisstische Kränkung zur Intrige geführt hat. Die Intrige war ein Vergeltungsakt für eine völlig unbedeutende Einladung zu einem Burger, die Heinz womöglich sogar einfach nur vergessen hatte.

Hinzu kam das dominante Verhalten von Heinz, das wohl unter anderem auch seinem massiven Körperbau geschuldet war. Interessanterweise wirkte auch Johannes sehr dominant. Die beiden spiegelten und triggerten einander in dieser Hinsicht wahrscheinlich gegenseitig.

Außerdem war da noch die weitere Kränkung, die Johannes erfuhr, weil Heinz seine Fachkenntnisse über die von Johannes stellte.

Johannes reagierte vollkommen über und schmiedete aufgrund unbedeutender Kleinigkeiten einen Racheplan. Er verhörte fünf Leute und setzte ihre Aussagen gegen Heinz ein, nur um diesen dadurch emotional schlimmer zu verletzen, als er selbst es war.

2. Für Macht und Kontrolle

Intrigen können auch andere Hintergründe haben. So kann jemand machthungrig sein und Intrigen einsetzen, um in eine Machtposition zu gelangen.

Diese Motivation kennt man aus der Geschichte von vielen Regent*innen. Sie existiert aber ebenso im wirtschaftlichen, politischen, freundschaftlichen und familiären Kontext sowie in vielen anderen Bereichen.

Auch diese Motivation ist äußerst narzisstischer Natur.

3. Aus dem Affekt heraus

Es kann aber auch sein, dass jemand einfach intrigiert, ohne dabei bewusst ein Ziel zu verfolgen.

Dieses Verhalten lässt sich machmal bei Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung beobachten.

Vermutlich dient das Intrigieren in diesem Fall dazu, durch das Schaffen eines „äußeren Chaos“ innere Spannungen abzubauen.

Wenn das „innere Chaos“ in der Aussenwelt gespiegelt wird, haben Betroffene einerseits keinen Grund, die Berechtigung ihrer Innenwelt infrage zu stellen, da sie „zusammenpassen“.

Andererseits haben sie so die Möglichkeit, durch Streit und Konflikte ihre inneren Spannungen (auf Kosten anderer) zu entladen.

Diese Art der Intrige würde ich allerdings eher als „Test“ oder „absichtliche Entladung“ bezeichnen. Sie kann zwar genau so intensiv oder noch intensiver sein. Aber sie ist bei Weitem nicht so durchdacht und durchgeplant, sondern sehr affektgeleitet und stellt das Markenzeichen von Borderline dar.

4. Aus Spaß

Tatsächlich gibt es auch sogenannte „narzisstische Perverse“ und Menschen mit einer antisozialen Persönlichkeitsstörung, die sich amüsieren, wenn sie andere auflaufen lassen, manipulieren, kontrollieren oder erpressen können.

Bei solchen Menschen gibt es aus meiner Sicht nur eine sinnvolle Maßnahme deinerseits: möglichst keinen Kontakt und ihnen aus dem Weg gehen.

Konsequenzen

Intrigen fordern immer Opfer.

Entweder entlarvt der Täter sich im Falle des Scheiterns selbst. Dann schadet er seinem eigenen Ruf, sodass er zum Opfer seiner eigenen Intrigen wird.

Oder die Opfer werden im Falle einer erfolgreichen Intrige emotional, in ihrem Ruf oder sogar physisch geschädigt und zerstreiten sich deswegen.

Intrigen sind selten harmlos. In der Regel sind sie das Werk einer narzisstisch sehr gestörten Persönlichkeit, die ihre emotionale Verletzung oder Instabilität durch einen Vergeltungsakt zu kompensieren versucht.

In jedem Fall geht es dem Täter in erster Linie darum, andere zu verletzen, indem sie vorgeführt, beleidigt, gegeneinander ausgespielt oder sonst irgendwie geschädigt werden.

Symptome

Stark vereinfacht sind Intrigen „Machtspielchen“. Ein sehr unsicherer und seelisch verarmter Mensch versucht durch sie, seine Gefühle der Scham, der Minderwertigkeit und der inneren Leere zu kompensieren.

Für diejenigen, die diese Manipulationstechnik anwenden, haben Intrigen auf eine verstörende Weise kurzfristig eine emotional befriedigende, stabilisierende und ausgleichende Wirkung.

Bei den Opfern können Intrigen genau diejenigen Gefühle auslösen, die den Täter unterbewusst dazu bewogen haben, gegen sie vorzugehen.

In ihnen können sich Gefühle der Scham, der Minderwertigkeit, aber auch Dinge, die dem Täter (leider) fehlen – wie Schuld oder ein schlechtes Gewissen – zeigen.

Fazit

Du solltest auf keinen Fall versuchen, die Situation zu verharmlosen oder gar zu beschönigen.

Die Person mag verdrängen und sich dessen nicht bewusst sein, was sie dir antut.

Doch die Tatsache, dass ein Mensch fähig ist, etwas derart moralisch Verwerfliches zu tun, zeigt nicht nur, wie toxisch, sondern auch, wie gefährlich er unter Umständen sein kann.

Egal, aus welchen Gründen er/sie intrigiert: niemand hat das Recht, dich schlecht zu behandeln.

Dieses Verhalten langfristig aus deinem Leben zu verbannen, gehört zu einer gesunden Psychohygiene dazu.

Wenn der Mensch nicht bereit ist, sich zu ändern, dann helfen nur Kontaktabbruch/Kontaktreduktion und emotionale Abgrenzung.

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