Dirt Digging

Dirt Digging – auf Deutsch „nach Dreck graben“ – ist eine narzisstische Manipulationstechnik, die darauf abzielt, deine Schuldgefühle zu aktivieren.

Es wird gezielt nach Fehlern gegraben, die du in der Vergangenheit gemacht hast.

Dabei kann und wird alles, was du jemals gesagt oder getan hast, ausgegraben und gegen dich verwendet werden.

Auf jedes Bisschen „Dreck“ wird hingewiesen und auf jedes noch so kleine Schmutzfleckchen wird tadelnd mit dem Zeigefinger gezeigt.

Da Fehler jemandem oft auch peinlich sein können, schwingt nicht selten auch noch ein Schamgefühl mit, das sich dein narzisstisches Gegenüber ebenfalls zunutze macht.

In jedem Fall geht es bei dieser Manipulationstechnik im Endeffekt darum, dir ein schlechtes Gewissen zu machen. Denn wer ein schlechtes Gewissen hat, entschuldigt sich und versucht, die eigenen „Fehler“ wiedergutzumachen.

Häufig wird die Technik in Kombination mit dem sogenannten Guilt Fishing eingesetzt, mit dessen Hilfe du die nötigen Schuldgefühle bekommen sollst, um ein schlechtes Gewissen zu bekommen.

Was ist Dirt Digging?

„Dirt Digging“ kommt vor allem dann zum Einsatz, wenn dein Gegenüber eine Rechtfertigung benötigt, um etwas von dir einzufordern – sei es eine Dienstleistung, Geld oder einfach nur eine Entschuldigung.

Es kann auch sein, dass die Person auf diese Weise ihren eigenen Fehler rechtfertigen will, der häufig um einiges schlimmer ist. In diesem Falle heißt es dann:

Du hast ja […] und ich habe nur […]“

Oder sie will ihren eigenen Fehler sogar komplett beschönigen, weil du ja angeblich etwas viel Schlimmeres, ja sogar das einzig Schlimme getan hast, als du diesen Fehler begangen hast. Dann heißt es:

Ich habe nur […], aber du hast[…]“.

In diesem Sinne hat diese Manipulationstechnik einen ähnlichen Zweck, wie die sogenannte Favor Card. Bei dieser wird allerdings nicht auf die Fehler, sondern die gemachten Gefallen, hingewiesen.

Doch ganz egal, auf welche Art und Weise bei dir nach Dreck gegraben wird. Das Ziel ist immer dasselbe…

…du sollst das Gefühl haben, deinem Gegenüber etwas zu schulden, und zwar genau das, was es gerade von dir will.

Das ist der Grund, weshalb es dich auf die Fehler aufmerksam macht, die du in der Vergangenheit gemacht hast.

Meist werden deine Fehler stark über- und seine Fehler stark untertrieben.

Nicht selten werden deine Fehler auch frei erfunden oder durch Faktenverdrehung mit Halbwahrheiten zusammengesponnen.

Es ist wichtig, dass du im Hinterkopf behältst, dass dein narzisstisches Gegenüber nur in einem einzigen Fall an der Wahrheit interessiert ist:

wenn sie seinem eigenen Vorteil dient.

Sein ultimatives Ziel ist es, zu „gewinnen“ und das zu bekommen, was es will, auch wenn das bedeutet, dass es dafür die Realität verzerren muss.

Mein Mantra bei Narzissten – vor allem, wenn es um Schuld und Schulden geht – ist:

Es ist möglich, dass er Recht hat. Aber ich glaube ihm erst einmal kein Wort.

Das hat aus meiner Sicht nichts mit Vertrauensproblemen zu tun, sondern mit gesundem Misstrauen.

Bei manchen Menschen ist es gefährlich, ihnen zu vertrauen, weil sie genau dieses Vertrauen ausnutzen. Ich lasse in der Regel das Gefühl entscheiden, das mir jemand gibt, um zu entscheiden, ob und wann ich mich ihm gegenüber öffne.

Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste, wie man so schön sagt.

Denn das Gemeine bei narzisstischen Menschen ist, dass man nicht weiß, wann sie wie sehr lügen.

Sie erfinden Geschichten, lügen häufig wie gedruckt und arbeiten mit Halbwahrheiten, die nur sehr schwer nachzukontrollieren sind. Und darin sind sie wahre Meister.

Ich wünschte, ich könnte dir sagen, dass sie grottenschlechte Lügner sind und man sie schnell durchschaut. Aber dem ist leider nicht so.

Stattdessen ist genau das Gegenteil der Fall. Manchmal hat man den Eindruck, dass sie ihre eigenen Lügen sogar selber glauben.

Und genau das macht sie so gefährlich…

…Dirt Digging bedeutet jedenfalls kurz und knapp Folgendes:

Dirt Digging ist das gezielte Ausgraben von dir gemachter Fehler in der Vergangenheit. Dadurch sollst du Schuldgefühle bekommen und im wahrsten Sinne des Wortes überzeugt werden, du würdest deinem Gegenüber etwas schulden.

Wie funktioniert Dirt Digging?

Im Grunde genommen ist Dirt Digging emotionale Erpressung. Es wird über dein Gewissen Druck auf dich ausgeübt, damit du tust, was dein Gegenüber will.

Im Gegensatz zur Favor Card funktioniert diese Technik eher rückwirkend. Dein Gegenüber versucht also eher, in deiner Vergangenheit graben.

Allerdings kommt es auch vor, dass die narzisstische Person dich in der Zukunft einen „Fehler machen lässt“, um ihn dann gegen dich zu verwenden.

So kann es sein, dass sie dafür sorgt, dass du einmal oder regelmäßig zu spät kommst, um dir dann deine Unpünktlichkeit vorzuwerfen.

Dass der Narzisst dafür verantwortlich war, lässt er natürlich gekonnt aus.

Und jetzt stell dir vor, wie diese Tatsachenverdrehung, dieses Lügen, dieses Streuen von Halbwahrheiten in Kombination mit der Manipulationstechnik „Dirt Digging“ funktioniert.

Immer wieder werden neue kleine Fehler in Sekundenschnelle ausgegraben und dir an den Kopf geworfen…

…hier hast du etwas falsch gemacht, dort warst du zu faul, da warst du verantwortlich, dafür solltest du dich was schämen, dort schuldest du ihm noch etwas.

Das ganze passiert so schnell und mit einer solchen emotionalen Wucht, dass du nicht mehr weißt, wie dir geschieht und wo dir der Kopf steht.

Und das Ganze dient dem alleinigen Zweck, dir Schuldgefühle einzuimpfen, damit du das Gefühl bekommst, das tun zu müssen, was die Person dir sagt.

Tatsächlich gemachte Fehler können übrigens mit vermeintlichen Fehlern vermischt werden, die dein Gegenüber lediglich als solche auslegt.

Besonders perfide ist auch, dass nicht selten angeblich längst vergebene oder vergessene Fehler plötzlich wieder hervorgeholt werden.

Du könntest zum Beispiel keine Zeit oder auch einfach keine Lust haben, die Person irgendwo hinzufahren, weil sie das ständig von dir verlangt und eigentlich auch selbst fahren könnte.

Dann wird eine Situation aus der Vergangenheit vorgebracht, in der du sie in einem wirklich wichtigen Moment nicht fahren konntest, weil du da schon lange zuvor ein Treffen mit alten Freunden geplant hattest:

„Das ist ja auch wieder einmal typisch und passt zu dir. Du warst ja damals auch so egoistisch und hast lieber mit deinen Freunden Kaffeekränzchen gemacht, statt mir zu helfen.“

In der Regel war es nicht einmal so, wie es nun dargestellt wird. Aber dein Gegenüber legt es darauf an, dass du es selber nicht mehr genau weißt oder dich in dieser Situation für einen kurzen Moment hinterfragst.

Fazit

In den meisten Fällen kann ich nur empfehlen, nicht zu überlegen, ob man einen Fehler gemacht hat, bevor man wieder weg ist.

Jedenfalls dann, wenn man es mit einer hochgradig manipulativen Person zu tun hat.

Im Nachgang kannst du dann versuchen, die Situation möglichst sachlich aufzuschreiben und/oder mit Freunden darüber zu sprechen, die dir glauben und vertrauen.

Vor allem bei narzisstischer Misshandlung realisiert man oft erst dann, wie absurd das Ganze eigentlich ist.

Falls sich dann herausstellen sollte, dass du falschgelegen hast, kannst du das später immer noch ansprechen.

Aber Achtung: nicht entschuldigen, denn für den Narzissten bedeutet das Unterwerfung und Schuld.

Das würde ihm nur die Macht verleihen, dich zu manipulieren und für diesen Fehler etwas Bestimmtes von dir einzufordern.

Fehler dürfen und sollen eingesehen werden, aber Entschuldigungen sind bei narzisstischen Menschen sehr heikel und oftmals kontraproduktiv.

Diskutiere die Fehler deshalb besser wie einen ganz neutralen Gegenstand. Ohne sie zu bewerten, zu beurteilen oder zu interpretieren. So, als ob du einfach einen Text zusammenfasst und schilderst.

Du solltest auf keinen Fall versuchen, die Situation zu verharmlosen oder gar zu beschönigen.

Die Person mag verdrängen und sich dessen nicht bewusst sein, was sie dir antut.

Doch die Tatsache, dass ein Mensch fähig ist, etwas derart moralisch Verwerfliches zu tun, zeigt nicht nur, wie toxisch, sondern auch, wie gefährlich er unter Umständen sein kann.

Egal, aus welchen Gründen er/sie regelmäßig nach Fehlern gräbt: niemand hat das Recht, dich schlecht zu behandeln.

Dieses Verhalten langfristig aus deinem Leben zu verbannen, gehört zu einer gesunden Psychohygiene dazu.

Wenn der Mensch nicht bereit ist, sich zu ändern, dann helfen nur Kontaktabbruch/Kontaktreduktion und emotionale Abgrenzung.

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