Abwertung
In diesem Artikel erfährst du 3 Arten, auf die du von jemandem abgewertet werden kannst.
„Abwertung“ bedeutet, dass der Wert eines Menschen durch erniedrigende Aussagen und Verhaltensweisen herabgesetzt wird.
Zum einen kann dadurch das Opfer selbst das Gefühl bekommen, minderwertig zu sein. Zum anderen kann eine öffentliche Abwertung auch dazu führen, dass andere das Opfer für minderwertig erachten.
Die meisten von uns haben schon einmal etwas Abwertendes gesagt oder getan. In der Regel ist es nicht so gemeint, man entschuldigt sich und spricht sich gegenseitig aus. Wir Menschen sind emotionale Wesen und werden von Zeit zu Zeit von unseren Emotionen überwältigt.
Doch die „Abwertung“ kann toxisch sein, nämlich dann, wenn sie wiederholt als Manipulationstechnik eingesetzt wird.
Meist ist es für das Opfer in solchen Fällen nicht möglich, sich im Nachgang auszusprechen. Die abwertende Person lässt sich nicht auf Diskussionen ein.
Vor allem Angehörige von „Narzissten“ (und „Borderlinern“) werden regelmäßig abgewertet. Sie müssen immer damit rechnen und können dennoch nie wissen, wann es wieder geschehen wird.
Happys Hinterhalt
Wie fühlt es sich an, ständig abgewertet zu werden?
Hierfür greife ich auf meinen Kater „Happy“ zurück. Das mag zunächst etwas seltsam anmuten, doch du wirst gleich verstehen, was ich meine.
Er hat nämlich meine Katzendame Fanta aus heiterem Himmel angesprungen, zu Boden gerungen und sich daraufhin einen harten Bodenkampf mit ihr geliefert.
Das war kein Einzelfall, sondern es geschieht ständig.
Ich muss an dieser Stelle jedoch betonen, dass Katzen nun einmal eine ganz andere Sozialkultur als Menschen haben. Regelmäßige, harte Kämpfe dieser Art um Hierarchie oder zum Spiel sind ganz normal für sie.
Auch möchte ich erwähnt haben, dass Happy ansonsten ein ganz liebes und verschmustes Kerlchen ist. Hier ist der Kleine…
Was hat das Ganze jetzt aber mit „Abwertung“ zu tun?
Nun, als ich über die „Rauferei“ der beiden nachdachte, fiel mir der folgende Gedanke ein:
„Das muss ja unangenehm sein, wenn man ständig damit rechnen muss, aus dem Nichts angegriffen zu werden.“
Da ist dieses konstante Gefühl, dass an jeder Ecke jemand auf dich lauern könnte. Du musst stets wachsam und auf alles gefasst sein. Deshalb bist du permanent angespannt, was langfristig einen unheimlich erschöpfenden Dauerstress in dir erzeugt.
In Momenten besonders großer Erschöpfung resignierst du schließlich und entspannst dich doch.
Aber genau dann passiert es… die Person, die auf dich wartet, scheint deine Unaufmerksamkeit förmlich zu riechen. Es passiert andauernd, denn du bist zwar „immer“ bereit, aber nie dann, wenn es tatsächlich passiert.
Deswegen bist du diesem schrecklichen Gefühl der Ohnmacht ausgeliefert. Du hast keine Chance gegen deinen potentiellen Angreifer, der dir immer einen Schritt voraus ist.
Deshalb kannst du nichts tun, außer deine Situation zu akzeptieren und tapfer zu ertragen. Du bist ihr schutzlos ausgeliefert…
… und dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen: „Mir ist es ja ein ganzes Jahr lang so ergangen.“
Genau dazu möchte ich dir jetzt mehr erzählen, um dir aufzuzeigen, wie du dir „abwertendes Verhalten“ vorstellen kannst.
Der gefürchtete Arbeitsplatz
Vor vielen Jahren war ich als Rezeptionist in einem Hotel angestellt. Dort hatte ich gleich zwei narzisstische Vorgesetzte (Vater und Sohn), die mich regelmäßig „abwerteten“.
Ich erinnere mich noch sehr gut an dieses beklemmende Gefühl in der Magengegend, das ich jeden Tag beim Aufwachen empfand. Es war eine Mischung aus Angst, einer wagen Vorahnung, dass es heute wieder geschehen würde sowie einer völligen Ungewissheit darüber, wann es passieren würde.
Ich wäre jeden Morgen am liebsten im Bett oder zumindest in meinem Personalzimmer geblieben, anstatt mich „freiwillig“ an diesen äußerst unangenehmen, toxischen Arbeitsplatz zu begeben. Er befand sich direkt neben dem Büro des Juniorchefs und unterhalb des Büros des Seniorchefs.
Psychisch völlig am Ende, schlenderte ich tagein tagaus dorthin. Dieses flaue Gefühl in meiner Magengrube wurde mit jedem Schritt in Richtung Rezeption intensiver und schwerer. Mein Gang wurde immer langsamer und ich zögerte den Moment für einige Sekunden hinaus, die sich wie Jahre anfühlten.
Als ich schließlich die letzte Tür erreichte, schien dieses Schweregefühl mich an Ort und Stelle festzuhalten, wie ein gigantischer Felsen, der auf meinen Schultern saß und mich gnadenlos zu Boden drückte. Alles in mir wehrte sich dagegen, die Rezeption zu betreten. Mein Arm wurde schwer, als ich mit der Hand nach der Tür zu greifen versuchte. Das Gewicht nahm zu, je näher die Hand sich diesem „Höllentor“ näherte.
Schließlich nahm ich all meinen Mut zusammen und überwand mich endlich dazu, die Höhle des Löwen zu betreten, um wieder einen Tag hinter mich zu bringen…
Emotional war es die Hölle für mich, und zwar wortwörtlich. Ich hatte den Eindruck, als wäre ich von zwei „Teufeln“ umgeben. Diese schienen die Kontrolle über meine gesamte Gemütslage zu besitzen.
Ich wusste, nicht, wann der „Vulkan“ ausbrechen würde, nur dass es irgendwann wohl geschehen und ich bestimmt nicht darauf vorbereitet sein würde. Ich fühlte mich „ohnmächtig“ und ausgeliefert.
Schleichend wurde ich von Tag zu Tag depressiver, begann vor lauter psychischem Stress wieder zu rauchen und hatte leichte Suizidgedanken mit der Hoffnung auf „emotionale Erlösung“.
Derartige Symptome sind in Situationen wie dieser leider keine Seltenheit.
3 Arten der Abwertung
Aber werden wir jetzt konkreter und ich erzähle dir von 3 Erlebnissen, die ich in dieser Situation mit meinen beiden Vorgesetzten hatte. Es handelt sich dabei um 3 Arten, auf die jemand abgewertet werden kann.
1. Direkte Abwertung
Ich und mein „fauler Arsch“
… Ich erinnere mich, wie mir der Juniorchef gleich zu Beginn einmal gesagt hatte: „Fragen Sie lieber einmal zu viel als zu wenig. Wir helfen Ihnen gerne.“
Doch das war eine bloße Floskel, wie sich schnell herausstellte. Tatsächlich war die Situation völlig unberechenbar und eine psychische Folter für mich.
Wenn ich eine Frage stellte, hieß es in einem genervten und vorwurfsvollen Ton, dass ich das eigentlich wissen müsste. Wenn ich hingegen die Frage nicht stellte, machte ich es natürlich falsch und ich wurde im selben genervten und vorwurfsvollen Ton gefragt, wieso ich nicht einfach gefragt hätte.
Eines Tages fragte mich ein Gast: „Wissen Sie, wie lange die Wildsaison hier dauert?“ – Völlig verängstigt dachte ich mir: „Oh Gott, eine Frage, auf die ich keine Antwort weiß. Der Juniorchef würde mich jetzt erwartungsvoll und abschätzig beobachten und mir dann, wenn der Gast wieder weg wäre, die Leviten lesen.“
Und da kam er auch schon zufällig angelaufen!
Da er gerade meine einzige Ansprechperson war und mich zu beobachten begann, dachte ich mir: „Okay, kurz und schmerzlos. Lieber ich frage den gleich, statt mich hier vor ihm zum Affen zu machen.“
Als ich ihn gefragt hatte, konnte ich sehen, wie seine Augen sich vor Erstaunen und Wut weit öffneten. Sie sprangen regelrecht aus seinem Gesicht heraus und ihr stechender Blick bohrte sich wie ein Nagel in mein Herz.
Doch er bewahrte seine Fassung und klärte ruhig und gelassen den Gast auf. Seine Emotionen würde er sich wohl für mich aufsparen, dachte ich mir.
Währenddessen machte sich ein brennendes Gefühl in meinem Bauch breit, aus Angst davor, was mir gleich blühen würde.
Als der Gast zufrieden davonschlenderte, wandte der Chef sich schließlich mir zu. Sein Blick wurde kühl und vorwurfsvoll, während sich seine Gesichtsmuskeln anspannten wie eine Gitarrensaite, die gleich zu reißen drohte.
Doch dann gingen sie plötzlich in eine selbstgefällige Erschlaffung über. Er drehte sich um und lief im Zeitlupenschritt davon, während er den Blickkontakt mit mir hielt.
Als ich mich schon fast in Sicherheit wähnte, murmelte er mir in einem abschätzigen Ton schließlich doch noch zu:
„Das müssten Sie eigentlich wissen. Vielleicht sollten Sie einmal ihre Fühler ausstrecken und ihren faulen Arsch bewegen, um sich zu informieren.“
Ich war völlig verwirrt, verängstigt und mir war zum Weinen zumute. Gleichzeitig verspürte ich eine große Erleichterung, denn die Tatsache, dass er sich gerade von mir entfernte, bedeutete, dass jetzt ein Moment kommen würde, in dem es gefühlt am unwahrscheinlichsten für mich war, von ihm erneut abgewertet zu werden.
Mit dem Ausspruch „fauler Arsch“ hatte er mich mit einer sehr primitiven Sprache direkt abgewertet…
Fazit der direkten Abwertung
Die direkte Abwertung gilt in erster Linie oder ausschließlich dem Opfer. Es soll sich schuldig fühlen, schämen und gefälligst lernen, sich so verhalten, wie der emotionale Misshandler es gerne hätte.
Hier sind noch einige weitere Beispiele direkter Abwertung:
„Mann, bist du blöd! Du kriegst ja wirklich nichts auf die Reihe!“
„Wenn mein Leben so einfach wäre, wie deins, hätte ich auch keine Probleme.“
„Natürlich, du lebst ja auch hinter dem Mond.“
„Klar, dass du das nicht verstehst. Das ist eben zu hoch für dich.“
Weitere Beispiele aus deiner eigenen Erfahrung darfst du gerne ungeniert unten in die Kommentare schreiben. Jede Mitteilung eigener Erfahrungen trägt zur öffentlichen Aufklärung bei.
2. Öffentliche Abwertung
Ich als Boxsack
Ein anderes Mal war der Portier gerade in der Pause. Vor mir stand eine große Schlange von Gästen, die allesamt auschecken wollten, während mein Juniorchef neben mir stand.
Das war soweit kein großes Problem. Doch dann kam plötzlich ein Gast, der kurz zuvor ausgecheckt hatte, nochmals an die Rezeption. Er benötigte einen Eimer mit Wasser und einen Schwamm für die verdreckte Windschutzscheibe seines Autos.
Ich erinnerte mich daran, was der Juniorchef mir vor nicht allzu langer Zeit gesagt hatte: ich sollte Belangen dieser Art dem Portier überlassen, damit ich mich um administrative Dinge kümmern könnte. Das hatte er mir damals mitgeteilt, als ich gerade etwas derartiges selbst übernehmen wollte. Sein Ton war abschätzig und genervt gewesen und hatte mir indirekt kommuniziert: „Sie sollten eigentlich wissen, dass das die Aufgabe des Portiers ist!“
Natürlich antwortete ich dem Gast also: „Unser Portier ist leider gerade in der Pause. Ich werde ihm aber sofort Bescheid geben, sobald er zurück ist.“
Kaum hatte ich diesen Satz ausgesprochen, landete auch schon die Faust des Chefs in meinem Oberarm (das gab später einen schönen blauen Fleck). Gleichzeitig zischte er mir in einem leisen, aber gerade noch für alle Gäste hörbaren Ton gereizt ins Ohr: „Das können ja wohl auch Sie machen! Ich übernehme die Check-outs!“
Die Gäste schauten peinlich berührt abwechslungsweise hin und weg, während sie ihre Gesichter vor lauter Fremdscham und Mitleid verzogen.
Ich war verwirrt und bloßgestellt. Brennende Scham und brodelnde Wut kamen in mir auf. Nun musste es nach außen so aussehen, als wäre ich zu faul gewesen, um das selbst zu erledigen, war überhaupt nicht stimmte.
Ich fragte den Chef mit wackliger, eingeschüchterter Stimme, wo denn die Eimer und Schwämme wären. Dieser klärte mich mit einer desinteressierten Haltung beiläufig darüber auf, während er die Gäste weiterbediente.
Gleich im Anschluss konnte ich mich endlich in den Aufzug begeben – einen geschützten Raum, in dem ich leise in mich hineinfluchte und wie wild in die Luft zu boxen begann.
Dass ich mich bis dahin beherrscht hatte, war vielleicht mein und sein Glück gewesen, denn ansonsten wäre meine Faust wohl in seinem Gesicht gelandet und ich meinen Job los gewesen…
Wie du siehst, sorgten die widersprüchlichen Botschaften meines Juniorchefs für Verwirrung bei mir. So geriet ich schließlich in Panik und lebte in ständiger Angst vor der Ungewissheit darüber, wann ich wieder angegriffen würde.
Es fühlte sich so an, als ob ein Nebel aus Emotionen mein gesamtes Wesen durchzog und die Klarheit meiner Gedanken trübte.
Ich unterstelle meinem damaligen Chef keine absichtliche Manipulation. Dafür war er schlicht zu wenig durchtrieben und viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Aber es handelte sich dennoch um eine indirekte Form von Gaslighting.
Über die Manipulationstechnik „Gaslighting“ kannst du übrigens hier mehr lesen.
Fazit der öffentlichen Abwertung
Die öffentliche Abwertung bezieht die Mitmenschen oder zumindest ihre Anwesenheit mit ein. Alle kriegen es mit. Und auch wenn sie versuchen, es zu verstecken, sieht das Opfer ihnen meist genau an, was sie wahrnehmen. Es schämt sich und fühlt sich bloßgestellt.
Das macht die Wucht des Angriffs um einiges stärker und die Demütigung des Opfers noch viel erniedrigender. Das für alle Gäste hörbare Tadeln und sichtbare Schlagen waren eine öffentliche Abwertung.
Hier sind einige weitere Beispiele öffentlicher Abwertung:
„Schaut euch mal den an. Hahaha!“
„Ab jetzt nennen wir dich alle nur noch Nichtskönner.“
„Wenn ihr wissen wollt, wie man es nicht macht, dann schaut euch sie an.“
Weitere Beispiele aus deiner eigenen Erfahrung darfst du auch zu diesem Thema gerne ungeniert unten in die Kommentare schreiben. Jede Mitteilung eigener Erfahrungen trägt zur öffentlichen Aufklärung bei.
3. Unterschwellige Abwertung
Wachen Sie endlich auf, Professor!
Ein letztes Beispiel noch – dieses Mal aber mit dem Tyrannen und Patriarchen höchstpersönlich: dem Seniorchef!
Dieser hatte mir gleich am Anfang klargemacht, dass seine morgendliche Post oberste Priorität hatte. Sie war noch wichtiger als die Post der Gäste, die Check-outs oder sonst etwas. Wenn sie einmal später kam, schmetterte er einen wutentbrannten Ton durchs Telefon an die Rezeption und fragte: „Wo bleibt meine Post!?“
Eines Morgens hatten wir einen riesigen Ansturm an Check-outs und wir kamen zu Nichts, sodass sich alle Arbeiten an der Rezeption zu Türmen stapelten.
Als der große Sturm endlich vorbei war, stürmte der Seniorchef plötzlich zur Rezeption und schrie mich zornig an:
„Wo bleibt meine Zeitung!? Was soll das eigentlich!? Niemand nimmt das Telefon ab…! Wachen Sie endlich auf, Professor!“
Grimmig polterte er davon, nachdem er sich emotional entladen und mir beiläufig das Telefon an die Brust geschleudert hatte, als wäre ich ein Mülleimer für defekte Elektrogeräte gewesen.
Gefühlsmäßig war das ein Erdbeben gewesen, dessen Schockwelle die Richterskala sprengte und jeden Seismographen zum explodieren brachte.
Mein Herz brannte und ich zitterte am ganzen Leib. Mein Körper war erstarrt vor Angst…
Meine Vorgesetzte kam zu mir und sagte, ich solle mir das nicht zu sehr zu Herzen nehmen. Sie schaute das Telefon an und bemerkte, dass dessen Akku leer war, da es zu lange nicht mehr in der Ladestation gestanden hatte.
Wenn du die Aussagen des Seniorchefs oben analysierst, wirst du die Abwertung womöglich nicht an einem bestimmten Wort festmachen können.
Und genau darum geht es bei dieser Art der Abwertung.
Die Abwertung steckt zwischen den Zeilen und in der non-verbalen Kommunikation. Sie ist unterschwellig und sehr subtil. Aber sie ist da und sie ist eindeutig – vor allem für das Opfer, das sie zu spüren bekommt. Ihre emotionale Wucht ist unverkennbar und traumatisierend.
„Professor“ nannten beide Chefs mich übrigens, weil ich ständig Dinge durcheinander brachte. Das war wohl u.a. auch ihren widersprüchlichen Botschaften geschuldet, die mein Aufmerksamkeitsdefizit noch weiter förderten.
Der Begriff „Professor“ selbst war bereits eine Abwertung, die mir fast täglich um die Ohren gehauen wurde – entweder als Reaktion auf einen Fehler meinerseits oder einfach als Anrede meiner Person anstelle meines Namens.
Als das Kind des Juniorchefs zur Welt gekommen war, hob der Seniorchef es einmal zur Rezeption hoch und imitierte dessen Stimme mit der Aussage:
„Los, Professor! Arbeiten, schneller, schneller. Hopp, hopp!“
Mit dieser unterschwelligen Abwertung demütigte er mich öffentlich vor den Gästen, die gerade zugegen waren. Er kommunizierte mir indirekt, dass ich in der Arbeitshierarchie sogar noch unter seinem neugeborenen Enkel stand, der noch nicht einmal fähig war, zu arbeiten.
Fazit der direkten Abwertung
Die unterschwellige Abwertung demütigt das Opfer, ohne dass dieses sich selbst oder anderen erklären kann, was an der Aussage oder Handlung genau abwertend ist oder auf wen sie sich bezieht.
Die beiden geschilderten Auftritte des Seniorchefs waren solche unterschwelligen Abwertungen.
Hier sind einige weitere Beispiele unterschwelliger Abwertung:
„Einige von uns haben das Gefühl, sie könnten auf der faulen Haut liegen.“
„Jemand von uns hat es wieder einmal geschafft, uns allen das Leben schwer zu machen“
„Ich sage jetzt einmal nichts dazu…“
Weitere Beispiele aus deiner eigenen Erfahrung darfst du auch zu diesem Thema gerne ungeniert unten in die Kommentare schreiben. Jede Mitteilung eigener Erfahrungen trägt zur öffentlichen Aufklärung bei.
Diese Abwertungen waren nur einige von unzähligen während meiner Zeit als Rezeptionist. Es ist vor allem die regelmäßige Abwertung über einen längeren Zeitraum, die den Opfern enorm zusetzt.
Ich hoffe, ich konnte dir mit diesen Beispielen ein Gefühl und eine Vorstellung davon vermitteln, auf welche Arten dich jemand „abwerten“ kann.
Wenn du dich in einer ähnlichen Situation befindest und regelmäßig abgewertet wirst, unterstütze ich dich gerne professionell, um dich aus dieser Situation zu befreien. Sichere dir hierfür jetzt hier dein persönliches kostenloses Erstgespräch.
Wieso wertet man ab?
Es gibt vor allem 5 Hauptgründe, weshalb dich jemand abwertet…
1. Verbitterung, Wut und Rache
Der tyrannisch-narzisstische Seniorchef war ein richtiger Kotzbrocken.
Ich finde leider gerade kein schöneres Wort für diesen Menschen.
Er war verbittert, egozentrisch und leicht provoziert. Außerdem verhielt er sich seinen Angestellten gegenüber aggressiv, zornig und äußerst respektlos.
Seine Präsenz strahlte eine Härte aus, an der sogar das schärfste Samuraischwert zerbrochen wäre. Seine Kälte erfüllte jeden Raum, in dem er sich befand und zwang alle dort Anwesenden unmittelbar in einen Zustand eisiger Erstarrung.
Woher diese Charaktereigenschaften stammen, ist häufig schwierig zu rekonstruieren – selbst für Therapeut*innen. Sieht ein Mensch nur sich selbst, dann sind seine eigenen Bedürfnisse das Zentrum der Welt und der einzige Fixpunkt in seinem Leben. Werden diese Bedürfnisse nicht erfüllt, bricht für diese Person die Welt zusammen, sodass sie wie ein Sturm zu toben beginnt.
Es kommt aber auch hier sehr darauf an, ob die Person vom Naturell her z.B. eher tyrannisch ist wie der Seniorchef, arrogant wie der Juniorchef oder verzweifelt, wie es häufig bei Borderlinern der Fall ist.
2. Um sich selbst aufzuwerten
Der grandios-narzisstische Juniorchef strahlte stets eine schleimige Selbstgefälligkeit und Arroganz aus, der offensichtlich ein starker Geltungsdrang zugrunde lag.
Er musste sich auf die verschiedensten Weisen profilieren und gut darstellen. Meine Fehlbarkeit und Zerstreutheit schadeten seinem grandiosen Selbstbild, zu dem auch sein Hotel gehörte.
Mich abzuwerten, war also eine genervte Reaktion auf meine Person, die in dieser Zeit Teil seines Hotels und damit ein Teil seines Selbstbildes war, jedoch nicht seiner makellosen Wunschvorstellung entsprach. Durch die Abwertung versuchte er unterbewusst, mir das Gefühl zu geben, perfekt sein zu wollen, um seiner unrealistischen Vorstellung gerecht zu werden.
Die eigene Aufwertung des Narzissten kann jedoch auch direkt durch die Abwertung des Opfers geschehen – nämlich wenn dieses kein Teil des Systems des Narzissten ist.
Dann wird es wie ein „Fremdobjekt“ behandelt, ausgegrenzt und „zur Schnecke gemacht“. Es besteht keine Absicht, dieses damit zu mehr Leistung oder Perfektion zu bewegen. Der Narzisst steht im Vergleich mit dem Opfer durch die Abwertung besser da. Deshalb ist diese Form der Abwertung vor allem dort vorzufinden, wo Personen einen Groll hegen.
3. Unzufriedenheit
Vor allem vulnerable bzw. verdeckte Narzissten sind sehr verbittert und drohen, im Tränenmeer ihres eigenen Selbstmitleids zu ertrinken.
Wäre die Welt um sie herum „zufrieden“, hätten sie keine Rechtfertigung dafür, schlecht gelaunt zu sein. Deshalb müssen sie durch abwertende Aussagen und ignorantes Verhalten ständig schlechte Laune verbreiten, um ihr Umfeld mit ihrer eigenen vergifteten Stimmung anzustecken.
Auf diese Weise können sie ihre eigene Stimmung sich selbst und anderen gegenüber auf eine glaubwürdige Weise rechtfertigen.
Dieser Mechanismus ist auch bei Borderlinern sehr häufig zu beobachten – vor allem, wenn sie starke narzisstische Anteile in sich tragen.
3. Kontrolle
Regelmäßige Abwertung zerstört allmählich das Selbstbewusstsein und den Selbstwert des Opfers.
Dadurch hat dieses das Gefühl, es stehe in der Schuld anderer – vor allem in der des Manipulators. Dieser zeigt ihm immer wieder gezielt auf, weshalb es ihm etwas schuldet.
So kann das Opfer nach Belieben zu bestimmten Handlungen „gezwungen“ bzw. getrieben werden. Gleichzeitig wird es glauben gemacht, es handle sich dabei um dessen Pflicht oder eigenen Wunsch.
Narzisstische Menschen glauben übrigens tatsächlich, die anderen schuldeten ihnen ihre Unterwerfung und sie hätten das Recht, diese so zu behandeln. Sie denken, es „stehe ihnen zu“ – grandiose Narzissten, weil sie „außergewöhnlich“ sind und verdeckte/verletzliche Narzissten, weil sie „mehr durchmachen mussten“ als die anderen.
4. Test
Borderliner benutzen die „Abwertung“ auch regelmäßig, um zu „überprüfen“, ob das Gegenüber auch dann bei ihnen bleibt, wenn sie sich „daneben benehmen“.
Das hängt damit zusammen, dass sie eine unheimliche Angst davor haben, verlassen zu werden. Deshalb brauchen sie andauernd eine Bestätigung, dass die Person, die ihnen etwas bedeutet, bedingungslos loyal ist und sie niemals verlassen wird.
Von Borderlinern kann „Abwertung“ aber auch dazu benutzt werden, um in einer „schwarzen Phase“ geliebte Menschen wegzustoßen, die ihnen zu nahe kommen. Sie haben Angst, mit ihnen zu „verschmelzen“ und befürchten deshalb einen „Identitätsverlust“.
5. Spaß
Tatsächlich gibt es auch sogenannte „narzisstische Perverse“ und Menschen mit einer antisozialen Persönlichkeitsstörung, die sich amüsieren, wenn sie andere abwerten, manipulieren, kontrollieren oder erpressen können.
Bei solchen Menschen gibt es aus meiner Sicht nur eine sinnvolle Maßnahme deinerseits: möglichst keinen Kontakt und ihnen aus dem Weg gehen.
Symptome
An dieser Stelle liste ich dir meine eigenen Symptome in der oben geschilderten Situation auf:
Ich war verwirrt
Ich begann mich nach gemachten Fehlern selbst zu ohrfeigen (du hast richtig gelesen!) und zu tadeln
Ich war erschöpft und litt unter Dauerstress sowie chronischer Müdigkeit
Ich hatte Suizid- und Rachegedanken
Ich wurde depressiv und aggressiv
Ich begann mit dem Konsum von Suchtmitteln,
Ich zog mich immer mehr zurück
Ich verlor meine Lebensfreude
Ich trug die ganze Zeit einen Cocktail aus brennender Wut, zittriger Angst, verzweifelter Trauer und einem endlosen Nebel aus Ungewissheit in mir
Wichtig: Die Symptome wurden schwächer oder verschwanden ganz, wenn ich wieder zu Hause war oder die Menschen, die in mir diese Gefühle auslösten, abwesend waren!
Andere Betroffene berichten außerdem davon, das Gefühl zu haben, „dass es nicht reicht“ bzw. „dass nichts, was sie machen, genug ist“. Perfektion ist das unbedingt zu erreichende „Minimum“ und dennoch nie genug für das Gegenüber.
Fazit
Du solltest auf keinen Fall versuchen, die Situation zu verharmlosen oder gar zu beschönigen.
Die Person mag verdrängen und sich dessen nicht bewusst sein, was sie dir antut.
Doch die Tatsache, dass ein Mensch fähig ist, etwas derart moralisch Verwerfliches zu tun, zeigt nicht nur, wie toxisch, sondern auch, wie gefährlich er unter Umständen sein kann.
Egal, aus welchen Gründen er/sie abwertet: niemand hat das Recht, dich schlecht zu behandeln.
Dieses Verhalten langfristig aus deinem Leben zu verbannen, gehört zu einer gesunden Psychohygiene dazu.
Wenn der Mensch nicht bereit ist, sich zu ändern, dann helfen nur Kontaktabbruch/Kontaktreduktion und emotionale Abgrenzung.
Möchtest du gerne Tipps und Tricks gegen Abwertung und andere Manipulationstechniken erhalten? Dann trage dich gerne hier in den „Strategie-Newsletter“ ein. Wenn du dich für ein persönliches Coaching interessierst, dann melde dich jetzt hier zu einem unverbindlichen kostenlosen Erstgespräch an.
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